Berlin, 30.1.2024. Der Kindertransport jährt sich zum 85. Mal. Anlässlich des Tags des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2024 widmet sich die Ausstellung „I said, ‘Auf Wiedersehen‘“ im Paul-Löbe-Haus des Deutschen Bundestags dieser bedeutenden Initiative zur Rettung vor nationalsozialistischer Verfolgung. Sie gilt bis heute alseine der ambitioniertesten Aktionen, um überwiegend jüdische Kinder vor dem wahrscheinlich sicheren Tod in der NS-Diktatur zu bewahren.
Durch den Kindertransport konnten von 1938 bis kurz vor Kriegsbeginn 1939 mehr als 10.000 Kinder nach Großbritannien gerettet werden. Sie wurden in Pflegefamilien oder in Gemeinschaftsunterkünfte
untergebracht, während ihre Eltern zurückblieben.
Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft von Jill Gallard,
Botschafterin des Vereinigten Königreichs in Deutschland und Miguel
Berger, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland im Vereinigten
Königreich.
„I said, ‘Auf Wiedersehen‘“ präsentiert ausgewählte Briefe von
jüdischen Familien. Jedes Dokument vermittelt einen Aspekt der
schmerzhaften Trennung von Eltern und ihren Kindern. Die Briefe
geben Einblicke in die ambivalenten Emotionen der im NS-Staat
verbliebenen Eltern, die zwischen der Hoffnung auf ein Wiedersehen
und der Sorge vor permanenter Trennung schwanken.
Anhand von fünf Familiengeschichten werden in fünf Themenstationen
fünf unterschiedliche Aspekte der Geschichte in der Ausstellung
vorgestellt.
Das Thema „Abschied“ wird am Schicksal von Ursula Brann
aufgezeigt, die von Ihrem Vater unter anderem zehn Leitsätze für ihr
zukünftiges Leben, aufgeschrieben in einem Gebetbuch, mit auf den
Weg bekommen hat.
Das Kapitel „Neues Zuhause“ beschreibt die Aufnahme von Ilse Majer
nach ihrer Ankunft in England bei ihren Pflegeeltern.
Gerade sehr junge Kinder, die nach Großbritannien geschickt wurden,
verloren schnell den Bezug zu ihrer alten Heimat. Diese „Entfremdung“
wird anhand des Schicksals von Heinz Lichtwitz erzählt.
Geprägt war das Leben sowohl der Kinder als auch ihrer Eltern von der
„Sehnsucht“ des Wiedersehens. Dieses tiefe Empfinden spiegelt sich
in den Briefen von Gerda Stein und ihren Eltern wider.
Das letzte Kapitel „Ungewissheit“ stellt die tiefe Verzweiflung in den
Vordergrund. Ab dem 2. Weltkrieg fand die Kommunikation zwischen
Hannah Kuhn und ihrer Familie fast nur noch über kurze Telegramme
Nachrichten des Deutschen Roten Kreuzes statt, bis die Nachrichten
nicht mehr zugestellt wurden. Eine Nachricht von Hannah Kuhns
Pflegeeltern an ihre in Deutschland verbliebenen Eltern drückt die
großen Ängste und Sorgen aus: „Worried as no letters from you.“
Wie die meisten Kinder verlor auch Hannah Kuhn ihre Eltern und
Verwandte im Holocaust.
Fünf Originaldokumente aus der Wiener Holocaust Library und der
Internationalen Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem erzählen von den
Schicksalen der fünf Protagonistinnen und Protagonisten.
Die Ausstellung der Berthold Leibinger Stiftung wird kuratiert von Ruth
Ur und entstand in Zusammenarbeit mit dem Freundeskreis Yad
Vashem e.V., der Internationalen Holocaust Gedenkstätte Yad
Vashem, der Wiener Holocaust Library, der Association of Jewish
Refugees und dem Deutschen Bundestag.
Das Thema des Kindertransports ist auch in den Kinos angekommen.
Am 28.3.2024 feiert der Film „One Life“ mit Anthony Hopkins und
Helena Bonham Carter in Deutschland Premiere. Der Film erzählt die
Geschichte von Nicholas Winton, der kurz vor Beginn des Zweiten
Weltkriegs die Rettung von 669 jüdischen Kindern aus der
Tschechoslowakei organisierte.
Pressefotos
Pressefotos sowie ein Gespräch zwischen Markus Wener, Geschäftsführer der Berthold Leibinger Stiftung und Kuratorin Ruth Ur, stehen hier zur Verfügung: https://www.cab-artis.de/presse/i-said-auf-wiedersehen/
Besuch der Ausstellung
Die Ausstellung ist vom 31. Januar bis 23. Februar im Paul-Löbe-Haus
des Deutschen Bundestags in Berlin (Konrad-Adenauer-Str. 1,
(Westeingang), 10557 Berlin) zu sehen.
Für den Besuch der Ausstellung ist spätestens zwei Werktage vor dem
gewünschten Besuchstermin eine Anmeldung über die Website des
notwendig.
Öffnungszeiten
Mo bis Fr: 9 – 18 Uhr, Do: 9 – 19 Uhr
Aus organisatorischen Gründen ist ein Besuchsbeginn jeweils nur zur
vollen Stunde möglich. Spätester Besuchsbeginn ist jeweils 17 Uhr und
am Donnerstag jeweils 18 Uhr. Anmeldebestätigungen werden nicht
erteilt.
Eintritt
kostenfrei
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