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Yad Vashem hat die Namen von fünf Millionen im Holocaust ermordeten Jüdinnen und Juden identifiziert

4. November 2025


Yad Vashem, Israels Holocaust-Gedenkstätte in Jerusalem, hat die Namen von fünf

Millionen Jüdinnen und Juden identifiziert, die im Holocaust ermordet wurden.

Dieser Meilenstein konnte nach sieben Jahrzehnten intensiver Forschungs- und

Dokumentationsarbeit erreicht werden. Bis heute ist es Yad Vashems zentraler

Auftrag, die Identität und die Erinnerung an jene Menschen zu bewahren, die durch

die Nationalsozialisten ausgelöscht wurden. Diese Aufgabe ist heute wichtiger denn je, denn die Zahl der Überlebenden nimmt stetig ab und die Welt wird bald ohne Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sein.


Die Namen sind in Yad Vashems Zentraler Datenbank der Namen der Shoah-Opfer

verzeichnet, die online in sechs Sprachen zugänglich ist. Mithilfe von Namens- und

Ortsvarianten sowie speziell entwickelter Algorithmen umfasst die Datenbank auch

Hunderttausende von „Personenakten“, die aus Archivquellen zusammengeführt

wurden und Auskunft über Leben und Schicksal einzelner Opfer geben. Im Laufe der Jahre hat diese Datenbank unzähligen Familien ermöglicht, ihrer Angehörigen zu gedenken und verschollene Verwandte aufzuspüren.


Schätzungsweise eine Million Namen der Opfer sind weiterhin unbekannt – viele

werden wohl für immer im Dunkeln bleiben. Doch das Team von Yad Vashem

arbeitet daran, mit neuen Technologien wie Künstlicher Intelligenz und

maschinellem Lernen so viele Namen und persönliche Details wie möglich zu

ermitteln, indem sie Hunderte Millionen Archivdokumente analysieren, die bisher zu

umfangreich für eine manuelle Auswertung waren. Auf diese Weise könnten noch

rund 250.000 weitere Namen identifiziert werden.


„Fünf Millionen Namen zu identifizieren, ist sowohl ein Meilenstein als auch eine

Mahnung an unsere noch nicht erfüllte Verpflichtung“, so Yad Vashem-Vorsitzender

Dani Dayan. „Hinter jedem Namen steht ein Leben, das zählte – ein Kind, das nie

erwachsen wurde, ein Elternteil, der nie zurückkehrte, eine Stimme, die für immer

verstummte. Es ist unsere moralische Pflicht, dafür zu sorgen, dass jedes Opfer

erinnert wird, damit niemand in der Dunkelheit der Anonymität zurückbleibt.“

Die Errungenschaft von fünf Millionen identifizierten Namen wird am 6. November in einem Seminar in Yad Vashem vorgestellt und steht im Mittelpunkt einer

Veranstaltung der Yad Vashem USA Foundation am 9. November in New York.


EINE WELTWEITE INITIATIVE

Die Identifizierung der Namen ist eine globale Aufgabe. Yad Vashem arbeitet dabei

mit jüdischen Gemeinden, Archiven, genealogischen Gesellschaften und

Forschungseinrichtungen weltweit zusammen. Eine zentrale Quelle bilden die Gedenkblätter („Pages of Testimony“) – einseitige Formulare, die von Überlebenden, Angehörigen und Freunden eingereicht werden, um individuelle Opfer zu ehren. Etwa 2,8 Millionen Namen wurden auf diesen Seiten

in über 20 Sprachen festgehalten, und bis heute treffen weiterhin neue

Einreichungen ein. Die Sammlung der Gedenkblätter wurde 2013 in das UNESCO-

Register „Memory of the World“ aufgenommen.


Ein weiterer wichtiger Bestandteil sind historische Dokumente: persönliche Briefe,

Tagebücher, NS-Akten und Deportationslisten, Volkszählungsdaten sowie juristische Dokumente aus Verfahren gegen NS-Täter und Kollaborateure. Darüber hinaus gibt es unkonventionellere Initiativen – etwa die Auswertung jüdischer Grabsteine oder Gedenktafeln in Synagogen.


„Die Gedenkblätter sind symbolische Grabsteine“, sagt Dr. Alexander Avram,

Direktor der Halle der Namen und der Zentralen Datenbank der Shoah-Opfer, der

das Programm seit 37 Jahren leitet „Die meisten Opfer des Holocaust blieben ohne

Grab, ohne jede Spur – sie werden heute nur noch durch die Gedenkblätter erinnert,

die ihre Namen tragen. Jeder einzelne von ihnen hatte ein Leben und eine

Geschichte, so wirklich und kostbar wie jedes andere. Die Nationalsozialisten wollten sie nicht nur ermorden, sondern auch die Erinnerung an sie auslöschen. Indem wir fünf Millionen Namen identifizieren, geben wir ihnen ihre menschliche Identität zurück und stellen sicher, dass die Erinnerung an sie fortbesteht.“


Weiterführende Informationen:


names/database/faq.html


 
 
 

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